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Mario Klinger

Lichtwelten

12.4. - 18.5.2013


Sehrte Damen und Herren, lieber Herr Klinger,

wir freuen uns sehr, Sie heute Abend hier zur Eröffnung der Ausstellung „Lichtwelten“ begrüßen zu dürfen. Der Titel weist  bereits auf das zentrales Thema der Ausstellung hin, das Mario Klinger auf unterschiedliche Weise bearbeitet: Licht und seine Wahrnehmung.

Klingers digital bearbeite Fotografien sind dabei größtenteils im Spannungsfeld von Kunst, Philosophie und Naturwissenschaft einzuordnen.

Zu erklären ist dieser vielfältige Ansatz nicht zuletzt durch den biografischen Hintergrund des Künstlers.

Mario Klinger wurde 1978 in Nürnberg geboren und studierte Kunstgeschichte, Physik und römische Rechtsgeschichte und promovierte fächerübergreifend in einem Randthema zwischen Kunstgeschichte und theoretischer Physik. Mario Klinger lebt und arbeitet in Herrsching am Ammersee und ist als freischaffender Künstler,  Autor und Kurator tätig.

Die Galerie im Badischen Kunstforum zeigt Ihnen in den kommenden 5 Wochen einige Arbeiten aus unterschiedlichen Serien, die in den Jahren 2006-2011 entstanden sind.

Im Raum hier sind Fotografien aus der Serie „Satori Room“ ausgestellt. „Satori Room“ bezeichnet einen Raum der Erkenntnismöglichkeit. Licht versteht Klinger in seinen Bildern als Metapher des Sublimen.

So nimmt der Künstler ein sowohl in der Kunstgeschichte als auch in der abendländischen Philosophie verwendete Metapher des Lichts als Zeichen des Göttlichen bzw. der Erkenntnis und Wahrheit auf und setzt diese Symbolik fotografisch weiter um.

Mario Klinger gelingen stille Bilder, die durch ihre Reduktion und Abstraktion wirken. Beispielsweise die Arbeit „Sublime Porte“, hier hinter mir. Die fein-farbige Fotografie zeigt eine weite Winterlandschaft in abgestuften Grautönen. Die Zeit scheint in einer Art Geräuschlosigkeit  eingefroren zu sein: am Horizont ist ein leuchtendes Licht auszumachen. Mitten im Lichthorizont ist ein dunkles quadratisches Lichtobjekt zu sehen, das eine Art Gegenüber zum Betrachter bildet.

Hier bricht etwas in die reale Welt ein, das Konkretes mit Unbestimmbarem vereint und eine andere Dimension impliziert. Die Bilder laden zur Reflexion und auch dazu ein, über den Horizont „hinwegzudenken“.

Sind diese Bilder eher in einen philosophischen, so sind die digitalen Fotografien im Raum nebenan in einen literarischen Kontext einzubetten.

Das griechische Epos „Odysseus“, das 700 v. Chr. von Homer geschrieben wurde, liefert die Vorlage für einzelne Episoden, die in zeichnerischen Fotografien – Klinger nennt es „Lichtmalerei“ - „nachempfunden“  werden. Geschildert werden bekannter weise die Abenteuer, aber auch Irrfahrten des Königs Odysseus von Ithaka und seiner Gefährten auf der Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg.

In abstrakter Form zeigen die experimentellen, in Bewegung entstandenen Arbeiten Klingers die wichtigsten Protagonisten und Schauplätze aus dem antiken Epos Homers und bilden assoziative Bezüge zum antiken Mythos. Wir zeigen Ihnen 11 Bilder einer 44-teiligen Serie.

Beispielsweise die Arbeit „Charybdis“, aus der wir einen Ausschnitt für die Einladungskarte gewählt haben. Die dynamische Arbeit erinnert an das Meeresungeheuer Charybdis, welches an einer Meerenge das Schiff des Odysseus in einem Wasserstrudel verschlingt.

Oder die Arbeit „Zyklopen“, die in Erinnerung ruft, wie Odysseus den Zyklopen-Hirten Polyphem listig in eine Falle lockt und mit einem glühenden Pfahl erblinden lässt.

Viele Arbeiten Mario Klingers sind aber eher in einen naturwissenschaftlichen Kontext einzuordnen:

So beispielsweise die in der Reihe Codes of Evidence (2010) entstandenen Leuchtkästen, die Teil einer fotografisch ästhetischen wie auch intellektuellen Serie sind, die Atomphysik und Bildende Kunst in sich vereint. Die komplette Serie umfasst 95 Leuchtkästen, die die Farbspektren der ersten 95 chemischen Elemente des Periodensystems erfassen. Die Elemente unterscheiden sich lediglich in der Anzahl ihrer Elektronen, Protonen und Neutronen und sind die Bausteine des Lebens. Klinger bringt diese „Urformeln“ zum Leuchten.

Wir zeigen Ihnen den Leuchtkasten „W“ für Wolfram (im Raum rechts von mir).  Ist das Element Wolfram  ein weißglänzendes, in reinem Zustand sprödes Schwermetall, so zeigt uns Mario Klinger auf Grundlage von spektroskopischen Aufnahmen die strahlenden Farbspektren des Elements.

Oder die digital bearbeitete Fotografien aus der „Serie “ Cognition“. Sie zeigen farblich verfremdete Aufnahmen der Sonne, die als Negativ wie als Positiv umgesetzt werden und sowohl auf das gleisende Sonnenlicht als Lichtquelle sowie auf den Rezeptor des Lichts, das menschliche Auge verweisen. Die unterschiedliche Farbigkeit der Bilder verweist auf die unterschiedlichen kognitiven Resultate desselben Bildreizes; so sieht das Auge des Menschen anders als z. Bsp. das Auge einer Fliege.

Sie sehen, es gibt einiges zu entdecken und zu entschlüsseln…

Herr Klinger steht Ihnen heute Abend auch gerne für weitere Fragen zur Verfügung.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!

Katja Neumann M.A.

Alle Foto: Mario Klinger


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