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Licht


Sechs künstlerische Positionen

Petra Böttcher
Matthias Fitz
Manuela Freigang

Robert Pasitka
Annette Polzer
Stefan Stock


19. Februar bis 28. März 2010

Einführung: Astrid Guderian, StRn, Mitglied des Kuratoriums


Sehr geehrte Künstlerinnen und Künstler, meine Damen und Herren,

in dieser Ausstellung begegnen wir sechs künstlerischen Positionen, die sich in Fotografie, Malerei und Objektkunst mit dem Thema „Licht“ auseinandersetzen.

Die Bedeutung von Licht allgemein sollten wir uns zuvor bewusst machen. Die Sonne als Urchromotop – die Schöpfungsgeschichte beginnt mit „Am Anfang war das Licht“ - verschickt Licht als Wellen, das erst beim Auftreffen auf Materie seinen immateriellen Zustand verliert und durch Brechung als Farbe wahrnehmbar wird. Licht ist Leben, ist Energie, ist Farbe. Licht ist die direkte Voraussetzung für Kunst. Goethe sagt:“ Farben
sind Taten und Leiden des Lichts“. Ingeborg Bachmann formuliert es bildlicher in ihrem Tryptichon „Licht“: „ Ohne die Kunst nimmt auch die Sonne ihren Schleier“.

Die Fotografie – inzwischen ist sie als künstlerisches Medium anerkannt – ist unter allen Kunstrichtungen die einzige direkte Lichtmaterialisation, die auf direktem Wege Lichtspuren auf passende Untergründe einschreibt:
zuerst auf die lichtempfindliche, chemisch behandelte Glasplatte, dann auf den lichtempfindlichen Film und heute auf die Sensoren der Digitalkamera.
Der Name „Lichtbild“ benennt diesen Vorgang konkret. Das Einschreiben von Licht beim fotografischen Vorgang wird uns in zwei von Hans Benesch zu dieser Ausstellung hinzugefügten Arbeiten verdeutlicht, die er mit Hilfe eines Lichtgriffels gezeichnet hat.

PETRA BÖTTCHER

Foto: Petra Böttcher

Ich beginne mit der Fotografin PETRA BÖTTCHER, weil sie auf das Urmodell von Kamera, die Lochkamera, die „Camera Obscura“, zurückgreift. In ihrem Text beschreibt sie den Vorgang des Fotografierens: „ Die Fotos sind mit einer Lochkamera entstanden, einer Pappschachtel. Sie folgt dem Prinzip der Camera Obscura, der dunklen Kammer. Das Licht wird in dem winzigen Loch der Kamera gebündelt (ohne Objektiv), und es formt sich auf der Rückwand, der Filmebene, das eingefangene Licht zu einem farbigen, auf dem Kopf stehenden , seitenverkehrten Bild. Der Film konserviert quasi diese Lichtspur.“ Wie viele andere Künstler inszeniert sie durch Neben- und Übereinander-belichtung, durch Motivauswahl und – ausschnitt die Raumgebilde und bestimmt dann, welche der Produkte eines gelenkten Zufalls abbildungswürdig sind. Eine ihrer Arbeiten, eine regenbogenfarbene Lichtdusche, zeigt modellhaft die Farbigkeit des Lichts.

MATTHIAS FITZ

Foto: Matthias Fitz

Die Fotografien von Matthias Fitz und Robert Pasitka kommen sich in ihrer Farbigkeit und atmosphärischen Dichte sehr nahe. In MATTHIAS FITZ Serie „Waschküche“ - ausgestellt sind zwei Zustände – gibt er eine „subjektive Interpretation von Form, Raum und Licht“.
Das von oben und seitlich von Decke und Fenster einfallende Licht produziert eine in seinen Worten „spezielle Atmosphäre“. Durch Unschärfe wird eine Auflösung der Konturen erzielt, die die karge Nüchternheit des Raumes romantisiert. Diese Wirkung wird – wie auch bei Robert Pasitka – durch die Bewegung der Kamera, das 'Verwackeln' erreicht. Hier darf ich auf die Raum schaffende Qualität von Licht verweisen. Ohne die zwei Lichtquellen wäre die Dreidimensionalität der Waschküchenecke nicht sichtbar, ohne sie wäre die bedrückende Raumenge nicht spürbar.

ROBERT PASITKA

Foto: Robert Pasitka

ROBERT PASITKA bezeichnet diese Art von Fotogestaltung als Fotomalerei. Auch er setzt die Tür als klassische Lichtquelle ein, auch er arbeitet mit der bewegten Kamera. Er beschreibt den Vorgang dieser Fotomalerei wie folgt:

„Die Lichtbilder entstehen als bewusste Schnappschüsse auch durch Einstellen von Blende und Zeit, doch hauptsächlich durch Bewegung mit der Digitalkamera. Ohne weitere Bildretuschen, Zuschnitte oder digitale Veränderungen am Ergebnis vorzunehmen, entstehen im Augenblick des Auslösens gültige Originale.“ Es entsteht „eine Art Gestenmalerei mit dem Fotoapparat, der die Bewegung als Pinsel und das Licht zum Farbauftrag nutzt“. Das Ergebnis ist, wie er formuliert, dass durch die bewegte Kamera störende gegenständliche Details zugunsten von „ atmosphärischen, emotionalen Bildräumen aufgehoben werden“.

MANUELA FREIGANG

Foto: Manuela Freigang

Die großformatigen Fotos auf Aludibond von MANUELA FREIGANG sind in dieser Ausstellung besonders präsent. Sie verfolgt einen philosophischen Ansatz, in dem sie das Verhältnis von Foto als „Abbild von realer, objektiver Wirklichkeit“ reflektiert. In der Geschichte der Fotografie führte der Vorwurf des bloßen Abbildcharakters von Lichtbildern dazu, diesem Medium den Status einer Kunstform abzusprechen. Es gibt, wie sie schreibt, „ keine objektive und scharfe Abbildung, es gibt nur Licht und Schatten, die je nach Betrachtungsstandort unterschiedliche Bilder erzeugen“. Sie zieht daraus die Konsequenz und vergrößert ihre Bilder bis hin zur maximalen Unschärfe. Während sich bei zwei ihrer Bilder die ursprüngliche Raumsituation noch erahnen lässt, verschwinden in ihren großformatigen Werken in diesem Raum alle Bezüge zur Ausgangswirklichkeit. Durch
maximaleVergrößerung und damit größtmögliche Unschärfe bleiben farbige Lichtflecken zurück, setzen sich Lichtfelder mit weichen Konturen zu malerischen Kompositionen zusammen. Hier ist Licht wieder bloße Farbe.

ANNETTE POLZER

Foto: Annette Polzer

ANNETTE POLZER, einzige Malerin in dieser Ausstellung, steht mit ihren Öl auf Leinwand–Fensterbildern exemplarisch für den traditionellen Umgang der Bildenden Künstler mit Licht. Sie sagt: „Das Licht ist a priori nicht sichtbar, dadurch, dass es auf Flächen und Körper fällt, wird es wahrnehmbar.“ Die große Herausforderung ist es, dieses Licht mit dem Pinsel zu malen: Das heißt durch feinste Farbnuancen die Lichtdurchlässigkeit der Stoffqualität eines Vorhanges und den Schatten seiner Falten sichtbar zu machen. Ich darf hier auf Peter Dreher verweisen, den bekannten Freiburger Maler, der über lange Zeit feinsten Lichtbrechungen an einem täglich neu gemalten Wasserglas nachspürte. Es fällt auf, dass fast alle Künstler mit der Serie arbeiten. Durch das Nebeneinander der Bilder wird die Veränderung der Zustände erkennbar. Nur in der Serie kann das Verrinnen von Zeit dargestellt werden. Im Gegensatz dazu steht der ursprüngliche Charakter eines Fotos, das Aufheben und Bewahren, das Einfrieren von Zeit.

STEFAN STOCK

Foto: Stefan Stock

STEFAN STOCK bespielt mit seinen Lichtobjekten und Assemblagen eine ganz andere Bühne. „Meine Lichtobjekte und Assemblagen entstehen hauptsächlich aus Fundstücken, nicht mehr funktionsfähigen Geräten. Den alten ausgesonderten Stücken wird eine neue Funktion zugeordnet. Das Ergebnis sind Skulpturen, die einen einfach nur neugierig machen und zum Spielen und Schalten anregen.“ Der spielerische, originelle Umgang mit Gerätefragmenten, mit funktionslosem künstlichem Licht, gekoppelt mit einer eigentlich sinnlosen Ein- und Ausschaltinteraktion regt die Phantasie des Betrachters an, in diesen Objekten Dingwesen von morgen zu sehen.

Besonders die künstlerische Fotografie profitiert wie keine andere Kunstrichtung von den Möglichkeiten neuer Techniken. Auf entsprechende Innovationen dürfen wir gespannt sein.

Astrid Guderian


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