. badisches kunstforum - Archiv .
. Start

Ausstellung

Verein

Publikationen

Ausstellungs-
archiv


Anfahrt

Öffnungszeiten

Impressum

Kontakt

Sponsoren





Reproduktion

vier künstlerische Positionen


Frank Föckler
Michael Heinrich
Goran Matošević
Dietlinde Stengelin


Dauer der Ausstellung 18. Oktober bis 6. Dezember 2008


Einführung:

Klaus Grundmann, Dipl. Designer, Innenarchitekt

Guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herren, auch ich begrüße Sie recht herzlich heute Abend hier zur ersten Ausstellung im badischen kunstforum.
Sie konnten es schon aus den Einladungen entnehmen, diese Ausstellung behandelt das Thema „ Reproduktion“, wobei vier verschiedene künstlerische Positionen nebeneinander gestellt werden.
Als das Kuratorium sich im Frühjahr diesen Jahres zum ersten Mal hier im Atelier Benesch getroffen hat, waren alle Beteiligten sich darüber ei-nig, dass sich nur mit themenbezogenen Ausstellungen ein Forum schaffen lässt, das künstlerische Standpunkte widerspiegelt und Anstoß ge-ben kann, über Kunst und Gesellschaft heute zu diskutieren oder nachzudenken.
Die Auswahl der Künstler, die ihre Arbeiten zu diesem Thema eingereicht haben – wir haben ca. 80 Einsendungen aus Deutschland und dem benachbarten Ländern erhalten - hat sich dann als recht schwierig erwiesen.
Schwierig deshalb, weil wir feststellen mussten, dass der Begriff Reproduktion von ganz unterschiedlichen Standpunkten aus betrachtet werden kann. Die verschiedenen Positionen des Kuratoriums spiegeln sich auch in der hier gezeigten Ausstellung wieder. Die günstige Aufgliederung der Räumlichkeiten bietet auch eine gute Strukturierung, um die unterschiedlichen Arbeiten adäquat zu zeigen.
Schaut man im Lexikon nach, beschreibt der Begriff Reproduktion den Vorgang bei dem etwas kopiert wird. Wir kennen alle die unterschiedlichen Reproduktionsverfahren, bei denen fototechnisch oder heute auch lasertechnisch z.B. Bilder oder Formen möglichst exakt kopiert werden, um dem Original gleichwertig zu sein.
Aber auch Reproduktionstechniken, die das Original in ganz besonderer Art verfremden, sind bekannt, was sich gerade durch die Entwicklung der Computertechnik in den letzten 20 Jahren stark ausgebreitet hat.
Hier wird das Original per Mausklick verändert - etwas Neues entsteht, das auch beliebig oft reproduziert werden kann.
Der Begriff Reproduktion beschreibt aber noch viel mehr. Er stammt aus dem Lateinischen vom Grundbegriff „ producere“ und bedeutet soviel wie hervorbringen, hinziehen oder auch vorführen.
Die Reproduktion ist auch ein Begriff aus dem politisch ökonomischen Bereich für gesellschaftliche Belange, die im Gegensatz zum Produkti-onsablauf der Erholung, Erneuerung und der Wiederherstellung der verbrauchten Arbeitskraft bzw. der Produktionsmittel dienen.
Im soziologischen bzw. biologischen Kontext und im künstlerischen Sinne bedeutet Reproduktion mehr als nur eine originalgetreue Kopie zu erzeugen.
So ist die Reproduktion in der Kunst auch zu begreifen als Wiederhervorbringung von Gedächtnisinhalten egal, ob sie als Text in der Literatur, als Acryl- oder Ölbild, als Skulptur oder Objekt oder als Musikstück umgesetzt wird.
Unser gesamtes Wissen und unsere Meinungen sind Reproduktionen von Gesehenem oder Erfahrenem. Darin bringt die Individualität und natürlich auch die Kreativität des Einzelnen Neues hervor, zeigt andere Sichtweisen, Zusammenhänge und Positionen.
Der Künstler bringt in seinem Werk seine individuelle Sichtweise zum Ausdruck. Darin kann die Realität mehr oder weniger stark verfremdet werden.

Ich möchte es noch einmal deutlich machen, nicht die originalgetreue Wiedergabe eines realen Gegenstandes oder einer Person steht hier im Vordergrund, sondern die Neuerstellung bzw. Neuinterpretation von existierenden Zuständen oder Dingen.

Diese Interpretation des Begriffes Reproduktion hat es dem Kuratorium nicht leicht gemacht aus der Vielzahl der Bewerbungen eine Auswahl von Künstlern zu treffen.
Vier Künstler, vier künstlerische Positionen sollen die Breite dieses Begriffes deutlich machen.

Ich möchte nun kurz die einzelnen Künstler, von denen auch heute A-bend drei anwesend sind, steckbriefartig vorstellen.


Dietlinde Stengelin, Mann mit rotem Helm

Foto: Dietlinde Stengelin

· Geboren in Tuttlingen

· In den 60 er Jahren Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und Karlsruhe

· Zahlreiche Anerkennungen und Preise

o u.a. der Villa Romana Preis , Florenz

o der 1. Preis der Diözese Rottenburg Stuttgart

o der 1. Preis der Aesculap AG bei der Ausstellung Mensch-Medizin,Technik

Frau Stengelin ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund und hat ihre Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen über den Süddeutschen Raum hinaus schon gezeigt.
Sie entwickelte in ihrem künstlerischen Schaffen eine sehr individuelle Darstellung von der Gestalt des Körpers und von Landschaften, in dem sie Vorstellungen aus der Mythologie sowie aus religiösen Sichtweisen einfließen lässt. Seit etwa 1990 entstehen Figurenbilder, die in einer sehr feinfühligen Technik mit Farbcollagen ihre Vorstellungen von Mensch und Schöpfung zeigen.
Lyrik, Musik und Religion bringen immer wieder neue Einflüsse in ihre Werke und zeigen veränderte Gedanken und Visionen der Künstlerin auf.
Dietlinde Stengelin arbeitet mit vielseitigen technischen Mitteln. Malerei, Grafik, und Fotografie setzt sie immer wieder in ihren Werken ein.
In den hier gezeigten Bildern dominieren dunkle Farben - Körperhaftes lässt sich bei genauem Hinsehen schemenhaft erkennen. Der Mensch ist Thema in vielschichtigen Silhouetten.
Oft sind es Erinnerungen, die in ihren Bildern eingearbeitet sind. Erinnerungen an Geschichte, an das Fließen von Zeit, an Veränderungen – kurz Reproduktionen von Gedächtnisinhalten.
Die Bilder sind aus verschiedenen Ebenen aufgebaut. Mit Farben, Ausschnitten von Fotografien oder Farbschichten modelliert die Künstlerin ihre Bilder; bis am Ende dieses Prozesses die einzelnen Fragmente miteinander in Beziehung treten und zu einem Bildklang werden.
Die Bildfläche ist für Frau Stengelin wie eine Arena, auf der sie ihre Emotionen und Erinnerungen darstellt.

Für den Betrachter gibt es dabei viel zu entdecken.


Goran Matošević, ohne Titel

Foto: Goran Matošević

· Geboren in Kroatien

· Handwerkslehre

· Auslandsaufenthalte

· Studium der Philosophie an der Uni Mannheim

· Danach Kunststudium an der Kunstakademie in Mannheim

In seinen Arbeiten versucht Goran Matošević Einfachheit, Klarheit, und Reinheit durch Farben und Formen wiederzugeben.
Mit sehr reduzierten gestalterischen Mitteln, einfachen Formen sowie den elementaren Grundfarben experimentiert der Künstler, um neue Betrachtungsweisen zu finden - um neue Erfahrungen zu machen.
Wir sehen hier in der Ausstellung weiße, blaue rote Balken vor gelben, weißen, roten Hintergründen.
Er selbst stellt sich bei seinen Arbeiten die Fragen:

- Welche Wege öffnen oder schließen sich?

- Ist das Gesamtbild mehr als die Elemente aus denen es besteht?

- Oder sind alle Zustände gleichberechtigt?

Seine Arbeiten sind zu verstehen als Zugang in die Welt der konstruktiven konkreten Kunst. Dem Betrachter, der sich auf die Bilder einlässt, erschließen sich neue Dimensionen. Man will Raum finden, oder Beziehungen erkennen und Fragen stellen und zulassen.
Es ist ein Spiel der Sinne – davor oder dahinter – Fläche oder Raum –welche Rolle spielt die Farbigkeit?
Der Betrachter soll sich im Geiste an der Arbeit an der Dynamik der Bilder beteiligen und so das Mehrdimensionale erfahren.
Matoševićs Bilder sind keine statischen Standpunkte, sondern fordern zu einer ständigen Neuerschaffung auf – zur Reproduktion des Gesehenen.


Frank Föckler, Dr. Märkel

Foto: Frank Föckler

· Geboren in Bad Krozingen

· Kunststudium an der pädagogischen Hochschule in Freiburg

· Seit 2002 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im südbadi-schen Raum

Ausgangspunkt von Frank Föcklers Bildern sind meist digitale Fotografien von Personen des öffentlichen Lebens, z.B. von Politikern, Popstars oder einfach nur von Menschen, denen er im Tagesablauf begegnet.
Sie werden fotografisch festgehalten, oft in Situationen, die nicht gestellt sind, die aber dennoch Portraithaftigkeit besitzen.
In der malerischen Umsetzung, die über den Fotorealismus hinausgeht, werden diese Portraits mit den Gefühlen und Visionen des Künstlers verknüpft. Fotografien werden projiziert und mit einer Rasterstruktur überzogen, die grafisch exakt mit einem Gitternetz oder malerisch mit dem Pinsel in ihrer Wirkung übersteigert werden.
Er selbst sagt von seinen Portraits: „ Ich suche das Wesen eines Menschen und möchte ihn nicht abbilden, wie man es aus den Medien kennt .
In seinen Arbeiten, die nach 2005 entstanden sind, wird die Bildoberfläche noch weiter aufgepixelt. Als Fotopointilismus bezeichnet der Künstler diesen Stil.
Das Ergebnis sind Bilder von Gesichtslandschaften, die bedingungslos das Innere der Menschen widerspiegeln - interpretiert vom Künstler.
Die Aufnahmen, die er bei seinen Portraits als Vorlagen macht, sind oft die Momente, in denen sein Modell nicht in Pose sitzt oder steht.
Durch seine Mal- bzw. Darstellungstechnik werden die Realität und deren Wesensmerkmale herausgearbeitet, ja überbetont; ich möchte diese Arbeiten als Hyperrealismus bezeichnen.
Der Sinn, solche Arbeiten anzufertigen, besteht in der Suche nach absoluter Wahrheit und Ehrlichkeit, einem sehr existenziellen Streben.
In all den Werken des Künslers werden Fotoportraits reproduziert und Neugeschaffenes mit neuen Inhalten versehen.


Michael Heinrich, Repro

Foto: Michael Heinrich

· Geboren in Duisburg

· Dann Ausbildung zum Siebdrucker

· Kunststudium an der Akademie in Hamburg

· Seit 1980 malt er

· Er lebt und arbeitet in der Lüneburger Heide

Michael Heinrich ist mit einem Bild in der Ausstellung vertreten. Dies ist ein Bild, welches das Thema Reproduktion vom biologischen Standpunkt aus betrachtet.
Das hier gezeigte Werk zeigt zwei Embryos, die über einen Wurzelstrang mit einer Scheibe verbunden sind - also biologische Reproduktion. Mit dem Titel des Bildes „Repro“ bekommt diese Darstellung aber eine ganz eigene Qualität. Der Name schafft Realität und damit Akzeptanz. Das „Repro“ ist ein Modell eines menschlichen Wesens, das beliebig oft reproduziert werden kann.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich darf Sie jetzt einladen, den Dialog mit den hier anwesenden Künstlern zu suchen. Ich kann Ihnen hier an dieser Stelle mit der kurzen Einführung nur den ersten Einstieg in die Thematik und die Bilderwelt der einzelnen Künstler geben.
Ich denke, dass mit der Zusammenstellung der Künstler in der Ausstellung wie Sie heute hier eröffnet wird, ganz unterschiedliche Positionen gezeigt werden und dass auch die Diskussion um das Thema „Reproduktion“ neue Sichtweisen eröffnet.
Ich darf Ihnen nun auch im Namen des Kuratoriums einen recht spannungsreichen Kunstabend wünschen und bedanke mich für Ihre Auf-merksamkeit.

Dipl.Des. Klaus Grundmann , Innenarchitekt und Künstler

.
. zrmmmmmmmmmmmmück .